1. + 2.Lauf Chevrolet Cruze Eurocup

Motorsportfestival während der Corona-Pandemie? Widersprüchlicher könnte es nicht sein, doch es sollte ein voller Erfolg werden auf einer der traditionsreichsten Rennstrecken Europas. Übertragen wurden die Qualifyings und Rennen live im Internet und vom  österreichischen Kommentator Peter Bauregger und Andreas Pfister als Co-Kommentator begleitet. Über das gesamte Wochenende sahen über 20.000 Zuschauer im Livestream von zu Hause aus dabei zu. Mit dabei die Pfister-Racing Tourenwagen Challenge (PRTC), bei welchem ich in meine 2. Saison mit einem Chevrolet Cruze bestreite. Mein Ziel von Anfang an ganz klar vor Augen: Mission Titelverteidigung im Chevy! Mit nun mehr 10 Chevrolet Cruze Cup Rennwagen, Pfister-Racing um den zweifachen Vizeeuropameister Andreas Pfister hat die verlängerte Pause genutzt um weitere 170 PS starke Tourenwagen aufzubauen, geht die Rennserie mit ungewöhnlichem Konzept den nächsten Schritt. Neu ist neben der leicht modifizierten Technik, es kommen jetzt neue Rennsportkupplungen von Sachs zum Einsatz, dass die Chevys jetzt nicht mehr mit Fahrzeugen anderer Klassen die Rennen bestreiten sollen sondern größtenteils alleine auf den Rennstrecken Europas sind.

Dafür wurde extra die Pfister Racing Tourenwagen Challenge erschaffen, was den Einsatz vereinzelter Gaststarter mit anderen Fahrzeugen möglich macht, ohne das wieder direkt 30 Fahrzeuge aufgeteilt in verschiedenen Klassen unterwegs sind. Dies sorgte die vergangenen Jahre nämlich immer wieder für Ärger. Man denke nur zurück an vergangene Rennen, als der erhebliche Leistungsunterschied immer wieder für haarsträubende Situationen sorgte. Am Salzburgring war nur ein Gaststarter dabei gewesen, welcher deutlich mehr Leistung unter der Haube hatte.

Der Mercedes AMG GT3 fuhr aber das ganze Wochenende unauffällig und diszipliniert seine Runden und mischte sich nicht in die Kämpfe ein, was ein deutliches Plus zum vergangenen Jahr war. Das rotierende System ist geblieben. Jedes Rennwochenende werden die Fahrzeuge von Andreas Pfister unter den Fahrern durchgetauscht. Permanent eingeschrieben sind jetzt auch mehr Fahrer, bei denen die Altersspanne und Erfahrung sehr breit gefächert ist. Vom 15 jährigen Rookie der seine ersten Rennen bestreitet, bis zum 60 jährigen Gentlemendriver könnte der Werdegang der diesjährigen Fahrer kaum unterschiedlicher sein. Ich steuerte in Österreich den Chevrolet Cruze Eurocup Rennwagen im „Toyo Tires“ Design.

Es war also angerichtet. Ich habe mich erst zwei Wochen zuvor auf dem Spreewaldring beim Testtag im Chevrolet vorbereitet, um nach der langen Zeit wieder ein Gefühl zu bekommen. Entsprechend bin ich mit großer Vorfreude zur Rennstrecke östlich von Salzburg gelegen gereist. Ein Zwischenfall am Spreewaldring sorgte dafür, dass ich das freie Training am Freitag leider ausfallen lassen musste. Dort war ich mit einem Lamborgini Gallardo, der aus einer sehr kurzen und unübersichtlichen Boxenausfahrt herausgefahren war, kollidiert. Ich war dennoch schon an der Strecke gewesen, um meine Rennbekleidung sowie die Actioncam in meinem Chevy von den technischen Kommissaren abnehmen zu lassen und mir einen ersten Eindruck zu verschaffen. Am Samstagmorgen wurde es dann ernst. Während es am Tag zuvor noch sehr heiß war, sind über Nacht die Temperaturen gefallen.

Stundelanger Regenfall sorgte dafür, dass die Strecke unter Wasser stand, welches während des Qualifyings für eine große Herausforderung sorgte. Die leicht überhöhte Ostkurve erforderte bei niedriger Bodenhaftung viel Mut, da man hier viel Zeit verlieren oder auch gut machen konnte. Zudem war es sehr schwierig den richtigen Bremspunkt nach der Start/Ziel Geraden zu treffen, da man hier sonst mit blockierenden Rädern geradeaus durch die Auslaufzonen gerutscht ist. Gegen Ende sorgte bei mir massiver Leistungsverlust dafür, dass ich effektiv drei schnelle Runden fahren konnte. Wie sich nachher herausstellen sollte, hatte sich ein Stecker auf einer Zündspule gelöst. Dies hat zur Folge, dass die Zündkerze nicht richtig das Kraftstoff-Luft gemischt entzünden konnte und dem Rennwagen ca. 40 PS fehlten.

Dieser wurde in der Pause zum ersten Rennen der Saison, bei welchem ich vom Mittelfeld aus hineinstarten sollte, mit einem Kabelbinder wieder richtig fixiert. Zum Mittag hin hielt sich der Regen hartnäckig und es stand nach wie vor viel Wasser auf der Strecke, sodass dieses teils quer in kleinen Rinnsalen über die Fahrbahn lief. Ich erwischte einen bescheidenen Start. Beim Anfahren hatte ich durchdrehende Räder, was mir direkt eine Position kostete. Ich habe mich daraufhin direkt hinter Dirk Ehlebracht gesetzt, um mich im Windschatten wieder an ihm vorbei zu setzen. Allerdings schränkte dies durch die aufkommende Gischt meine Sicht dermaßen stark ein, das ich Probleme hatte die richtigen Scheitelpunkte zu treffen, wodurch sich wieder ein wenig den Abstand vergrößerte.

Während Wolfgang Kriegl seine Poleposition durch einen sehr guten Start optimal in eine Führung ummünzen konnte, er hat natürlich auch davon profitieren können das niemand vor ihm war, der ihm das Wasser auf die Frontscheibe schleudert, gab es hinter ihm einen Dreikampf zwischen Dietrich, Grossmann und Holzner. Ich habe mich in der Zwischenzeit wieder Kurve um Kurve an Ehlebracht herankämpfen können und bin bis auf 1,3 s. an ihn herangefahren. In der 4. Runde erwischte ich die Nocksteinkehre deutlich besser als er, wodurch ich mehr Schwung auf die lange Vollgaspassage mitnehmen und mir wieder meinem 5. Platz zurückholen konnte. Während Kriegl das komplette Rennen dominierte und einen ungefährdeten Start/Ziel Sieg einfuhr, gab es dahinter viele harte Duelle mit Lackaustausch und Drifts, wo sich am Ende Dietrich vor Grossmann auf Platz 2 durchsetzen konnte während Holzner vor mir auf Platz 4 nach 25 Minuten über die Ziellinie fuhr.

Das Qualifying zum 2. Rennen der Saison wurde ebenfalls am Samstag ausgetragen. Dabei wurde der Regen zum späten Nachmittag hin weniger, aber der fehlende Wind und die nach wie vor frischen Temperaturen sorgten dafür, das der Asphalt bis dahin nicht abtrocknen konnte. Bereits nach 5 Minuten war dies auch schon wieder unterbrochen gewesen, als Patrick Huber die Kontrolle über seinen Chevy in der Ostkurve verlor und im Kiesbett stecken blieb. Er blieb glücklicherweise unverletzt und riss sich lediglich den Frontstoßfänger ab. Das Qualifying musste er aber dennoch vom Streckenrand aus verfolgen. An dieser Stelle ein Lob an den Rennleiter, der hier genau richtig entschieden hatte, da ich schon die Erfahrung gemacht habe, das bei anderen Veranstaltungen im betroffenen Bereich lediglich die gelbe Flagge geschwenkt wurde und damit die Zeit weiter runter lief und so am Ende effektiv noch eine schnelle Runde möglich war. 

Nach einer viertelstündigen Unterbrechung ging es wieder für mich auf Zeitenjagd. In der ersten schnelle Runde konnte ich mich kurz auf Platz 4 setzen, ehe sich Dietrich an mir vorbei schob. Mir war klar, dass ich ohne Windschatten einen erheblichen Nachteil haben werde und ließ den hinter mir fahrenden Morf und Dietrich überholen, um mich hinter beiden zu positionieren. Am Ende war es ein knappes Qualifying, wo ich erneut Startplatz 5 belegt hatte, diesmal mit einem Abstand von nur 1,050s. zur erneuten Poleposition vom einzigen Österreicher Wolfgang Kriegl. Wie die anschließende Analyse ergab, fehlte mir wie auch am Samstagmorgen schon vor allem der Speed auf der langen Vollgaspassage, während ich im letzten Sektor mit der Fahrerlagerkurve und der Schikane vor der Start/Zielgerade Zeit aufgeholt hatte.

Am Sonntag wurden die Karte neu gemischt. Das Wetter zeigte sich von einer anderen Seite. Es war trocken und sonnig. Beste Voraussetzungen, um diesmal mein erstes Podium der Saison einfahren zu können, weil ich mich erwiesenermaßen im Nassen weniger wohl fühle als im Trockenen. Diesmal erwischte ich auch gleich einen deutlich besseren Start und konnte noch vor der ersten Kurve auf den 4. Platz vorfahren. Dann machte sich wieder das fehlende Tempo auf den Geraden bemerkbar, was Ehlebracht geschickt mit Windschatten ausnutzen konnte und sich vor der Ostkurve wieder vor mich setzte. 

Durch einen Ausfall in der 2. Runde von Roman Holzner, der in der Ostkurve mit technischen Problemen ausrollte, konnte ich umgehend wieder eine Position gut machen. Mit nur einer Sekunde Rückstand zu Ehlebracht nach der 2. Runde hatte ich nun alle Chancen auf einen Platz auf dem Siegerpodest. Die Runde danach rauschte er auf einmal im hohen Tempo in der 1. Kurve gerade aus weiter. Wie sich anschließend herausstellte hatte er Bremsprobleme. Mit fehlerfreien und konstanten Runden ließ ich mir den 3. Platz nicht mehr nehmen und stand damit bereits beim 2. Rennen der Saison erstmals auf dem Siegerpodest.

Es war alles dabei. Eine schnelle Rennstrecke mit Mutkurven, Wetterroulette, wo sich Hitze und Starkregen abwechselte. Während ich mich am Samstag mit den schlechten Sichtverhältnissen meine Probleme hatte, konnte ich bereits am Nachmittag mein Tempo deutlich steigern. Für den Sieg hat es nie gereicht, dafür war ich vor allem auf den Geraden zu langsam, während ich in den Kurven wieder Zeit gut machen konnte.

Mit Platz 5 konnte ich nicht zufrieden sein. Am Sonntag fühlte ich mich schon wesentlich wohler und habe mit Platz 3 das Maximum am Wochenende in Österreich herausgeholt. Besser geht es natürlich immer, daher werde ich an den kommenden Rennwochenende mit den gewonnenen Erfahrungen umso motivierter in die Rennen gehen.