Nach einer ausführlichen Fahrerbesprechung startete ich in das 20 minütige freie Training, bei für einen Oktober milde Temperaturen. Jeder Rennwagen erhielt zu Beginn des Rennwochenendes zwei neue Reifen auf der Vorderachse und zwei gebrauchte Reifen auf der Hinterachse. Ich fuhr den Chevrolet Cruze Eurocup Rennwagen im „Mainfranken-Motodrom Design“ langsam ein, sodass dieser auf Betriebstemperatur kam und die Bereifung eine gute Bodenhaftung erhielten. Ohne großes Risiko einzugehen, fuhr ich mit einer 1:58,387 ( +1,112s. ) die drittschnellste Rundenzeit.
Für das nach einer kurzen Pause folgende 20 minütige Qualifying, welches zum Ermitteln der Startreihenfolge dient, ließ ich den Reifendruck anpassen, um das Fahrverhalten vor allem in der Kurvenfahrt zu optimieren. Nach zügigen Aufwärmrunden fuhr ich den Rennwagen Runde um Runde näher ans Limit und erzielte mit einer 1:56.496 meine erste Poleposition der Saison ein, welches eine optimale Ausgangssituation für das am frühen Nachmittag stattfindende Sprintrennen gewesen war.
Nach dem „fliegenden“ Start auf dem Slovakiaring bei meinem letzten Rennwochenende stand in Oschersleben ein „stehender“ Grand Prix Start an. Hierbei ging es in den ersten Kurven eng zu ging und die Unfallgefahr war sehr groß. Ich behielt einen kühlen Kopf und entschied die Startphase für mich. Nachdem ich zunächst einen kleinen Vorsprung gegenüber meiner Konkurrenz herausfahren konnte, machte mir die Technik Probleme. Zeitweise nahm der Motor kein Gas mehr an, sodass ich einige Sekunden verlor. Ich war gezwungen früher hochzuschalten. Hierdurch geriet ich unter Druck von der Konkurrenz. Ich behielt die Nerven und hielt diesem letztendlich stand und überquerte als Rennsieger nach 20 Minuten mit knapp 14 s. Vorsprung zum Verfolger die Ziellinie. Damit machte ich nach 11 Runden meinen zweiten Rennsieg der Saison perfekt und fuhr mit einer 1:57.103 die schnellste Rennrunde.
Nach der Mittagspause fand das Training zum finalen Rennen statt. Es blieben hierbei die gleichen Räder, die beim Rennen zuvor eingesetzt wurden, montiert. Es fing nach wenigen Runden leicht an zu regnen, wodurch sich die Bodenhaftung mit den Toyo Tyres Proxxes R888 Semislickreifen Kurve um Kurve verringerte und der Rennwagen immer mehr rutschte. Ich nahm das Tempo heraus und nutzte die auftretenden Code 60 Phasen, um für Startübungen durch die Boxengasse zu fahren. Nachdem die Rennstrecke wieder frei gewesen war, erhöhte ich mein Tempo und hatte erneut mit technischen Problemen zu kämpfen. Ich zögerte nicht lange und suchte direkt die Box auf, damit die Mechaniker nach der Ursache für die zeitweise fehlende Gasannahme suchen konnten. Am Ende reichte es mit einer 2:01.763 dennoch für die schnellste Rundenzeit.
Zum Qualifying hin trocknete die Fahrbahn wieder ab und dadurch verbesserte sich spürbar der Grip. Wie auch im vorherigen Qualifying wärmte ich die Reifen zügig auf und pushte Runde um Runde. Nach Ablauf der 20 Minuten erzielte ich mit einer 1:56.936 meine zweite Poleposition in Folge.
Beim Rennen erwischte ich erneut einen guten Start und hielt dem Druck der starken Konkurrenz stand. Diesmal entschied ich mich die Heizung einzuschalten, um den Motor zu entlasten. Hierdurch beschleunigte mein Rennwagen das komplette Rennen durchweg konstant und ich hatte keinerlei technische Probleme. Dadurch vergrößerte ich den Vorsprung Runde um Runde zu meiner Konkurrenz. Nach 11 Runden machte ich meinen Doppelsieg perfekt. Mit einer 1:56.798 ( + 0.166 ) fuhr ich zudem die zweitschnellste Rennrunde.
Ich bin extrem glücklich über den Gewinn meines ersten Meisterschaftstitels im Automobilsport. Mit Doppelsiegen meinen Titelgewinn gleich in meiner Debütsaison im Chevrolet Cruze Eurocup zu krönen ist dabei etwas ganz besonderes für mich. Die Unterstützung vor Ort hatte mich dabei extrem motiviert. Ich bedanke mich bei allen die mich das ganze Jahr über unterstützt haben. Dazu zählen meine Familie, Freunde, Sponsoren, das gesamte Pfister-Racing Team, welches bei jedem Rennwochenende immer gute Arbeit abgeliefert hatte.
Ich blicke mit einem lachenden und weinenden Auge zurück auf eine Saison voller Höhen und Tiefen, die dabei sehr lehrreich für mich gewesen war und kann es kaum erwarten am 20. März 2020 auf dem Automotodrom Most in Tschechien meine Testfahrt im 350 PS starken Seat Leon TCR Rennwagen einzulösen, welches einen weiteren Schritt in meiner Karriere als Rennfahrer bedeutet.